International Munich ArtLab

die neue Produktion:

 

 

Kerscheinsteiner Medaille für Vridolin Enxing

Riederauer Musiker und Motorradmechaniker gründet erfolgreiche Musical-Schule für junge Talente


 

 

RIEDERAU/München. Für besondere Verdienste im pädagogischen und berufsfördernden Bereich verleiht die Stadt München seit zehn Jahren die Kerschensteiner Medaille. Heuer ist diese Ehre dem Münchner Ulrich Gläß und Vrdolin Enxing aus Riederau zuteil geworden. Bei­de haben vor Jahren das International Munich ArtLab ins Leben gerufen: Eine Musical-Schule für junge Talente.

Eine große Halle an der Münchner Hans-Preysing-Straße: Hier herrscht zur Zeit Hochbetrieb. Junge Tänzer und Musiker proben auf der Büh­ne, Techniker und Bühnenbildner alle um die 20 stimmen die Abläufe ab, unten im Keller übt eine Tänzerin vor einem Ballettspiegel ihre Choreografie. Im Nachbarraum feilt Vridolin Enxing in seinem Studio an den Kompositionen für das Musical" eXtaze". In wenigen Tagen muss alles image002 fertig sein, denn am Dienstag, 11. 0ktober feiert das Stück Premiere in der Münchner Reithalle. Enxing trägt wie immer seine Motorradhose aus Leder, denn der gelernte Musiker und Motorrad­mechaniker ist begeisterter Zweirad-Fan und fährt jeden Tag mit seiner Ducati vom Ammersee nach München -Thalkirchen zur Arbeit.

Für den großen Empfang im Münchner Alten Rathaus hat er sich dann aber doch richtig in Scha1e sprich in einen Anzug geworfen. Denn eine Auszeichnung wie die Kerschensteiner-Medaille bekommt man nicht alle Tage. "Also, die Kerschensteiner-Medaille wird verliehen für besondere Leistungen im Bereich der Bildung", sagt Enxing und fügt lächelnd hinzu: "Ich habe eine Ausbildung als Musiker und als Zweiradmechaniker. Für die Sachen, die ich gelernt habe, bekomme ich die Medaille nicht."

Die Medaille erhält Enxing für ein Projekt, das er seit Anfang der 1990er Jahre kontinuierlich aufbaut: Das International Munich Artlab, eine Musical-Schule für junge Talente. Angefangen hat alles in Jugendzentren in und um München, als Enxing im Auftrag des Kreisjugendrings Musik-Workshops veranstaltete. Dabei stieß er gerade unter den benachteiligten Jugendlichen aus den sogenannten Problemvierteln wie Hasenbergl oder Neuperlach auf viele bislang unent­deckte Talente. Er entschloss, diese begabten jungen Leute gezielt zu fördern mit einem welt­weit einmaligen Konzept: "Junge Begabte werden gecastet und zu einer Gruppe zusammengestellt, sie schreiben und komponieren ein Musical, entwerfen die Choreographie, das Bühnenbild usw. usw." Anderthalb bis zwei Jahre lang erhalten die jungen Sänger, Musiker, Bühnenbildner, Drehbuchschreiber gezielten Unterricht. In dieser Zeit gestalten sie unter professioneller Anleitung nach und nach ein Bühnenwerk.

Die erste Produktion feierte 1999 Premiere: Die "WestEndOpera", das erste HipHopMusical der Welt. 250 Mal wurde die "WestEndOpera" aufgeführt, sie gastierte unter anderem in der Schweiz, in Berlin und New York. Dabei soll Enxings Musical-Schule kein sozialpädagogisches Projekt sein, sondern ein Sprungbrett ins Music­Business , mit Erfolg: Einer der jungen Leute, die bei der "WestEndOpera" dabei waren, produzierte später einen Welthit: "Mambo Number 5", der Song, mit dem Lou Bega rund um den Globus ChartErfolge feierte.

"Ich selbst habe als Musiker ja nie diesen Riesenerfolg gehabt. Aber ich komme auch aus der 68er Generation, für uns war das gar nicht das Ziel", erzählt Vridolin Enxing, der Anfang der 1970er bei der PolitCombo Floh de Cologne rockte. Auch nach der zweiten Produktion des International Munich ArtLab, "Statt der Angst" schaffte einer der Protagonisten den Sprung ins Showgeschäft und ist heute Serien-Star bei einer Fernseh-Soap. Enxing: "Wenn der über die Straße geht, kann er sich vor kreischenden Mädchen kaum retten." Mal sehen, wer aus dem neuesten Projekt "eXtaze" (mehr Informationen unter www.extaze.info) am Ende im Showgeschäft Fuß fassen wird, dank Vridolin Enxing und Interna­ional Munich ArtLab.

Enxing jedenfalls ist sich sicher, dass sein Projekt weiterlaufen wird: "So lange ich meine Beine noch auf ein Motorrad bekomme, um damit vom Ammersee nach München zu fahren, werde ich das weiter machen. Es ist unglaublich spannend, mit so jungen Leuten zusammenzuarbeiten. Als Musiker gerät man schnell in die Gefahr, sich zu wiederholen. Seit ich das International Munich ArtLab mache, habe ich mich nie mehr wiederholt. Da passiert jedes Mal etwas Neues."Text: tis./Foto: Privat.